In dieser Episode von «Personalentwicklung – gemeinsam oder einsam» befassen wir uns mit der Frage, wann es sich lohnt Personalentwicklung gemeinsam mit anderen zu machen und wann es auch gut im Alleingang geht.
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Ob allein oder gemeinsam mit anderen gelernt wird, das ist für viele Menschen eine Grundeinstellung.
Ich meine damit, dass es verschiedene Lerntypen gibt.
Diese lassen sich beispielsweise einteilen in Menschen, denen die Kognition beim Lernen im Zentrum steht. Das sind oft Lerner, die sich autodidaktisch neues Wissen und neue Kompetenzen aneignen können.
Bei einer zweiten Gruppe steht die Sozialität im Zentrum. Sie besucht bevorzugt Seminare oder Teamentwicklungsmassnahmen, wo das gemeinsame Tun und Erleben eine wichtige Rolle spielt.
Und dann gibt es noch die Menschen, denen Aktion beim Lernen wichtig ist. Ob diese im Alleingang oder mit anderen zusammen stattfindet, das hängt meines Erachtens mit der zweiten Präferenz im Dreieck Kognition – Sozialität – Aktion zusammen.
Führungskräfte, die für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Personalentwicklungsmassnahmen aufgleisen, tun gut daran, die Präferenz ihrer Mitarbeitenden im Auge zu haben. Aber das ist noch nicht alleiniges Kriterium.
Lernen ist mehr als das Erwerben abrufbaren Wissens. Klar, Wissen gehört immer auch dazu, wenn es um die Entwicklung von Kompetenzen geht. Bei der Entscheidung, ob auf eine Massnahme in einer Gruppe gesetzt werden soll oder individuelles Lernen der bessere Weg ist hängt von Zweierlei ab: Vom Thema und vom Ziel.
Je nach Inhalt und Ziel der Personalentwicklungsmassnahme lässt sich das Ziel durch individuelles, von anderen unabhängiges Lernen gut erreichen.
Beispiele sind hier das Erlernen einer neuen Software oder von Geschäftskorrespondenz. Hier kann mit guten Unterlagen problemlos in eigenem Tempo und im bevorzugten Rhythmus individuell gearbeitet werden.
Anders sieht es bei Inhalten und Themen aus, wo es zu einem grossen Teil um die Entwicklung von Selbst- oder Sozialkompetenz geht. Da ist der Austausch in einer Kursgruppe optimal. Schliesslich geht es oft auch darum, individuelle Lösungen zu entwickeln – und da können Kolleginnen und Kollegen eine beachtliche Überstützung bieten. Diese müssen übrigens nicht unbedingt aus dem eigenen Team sein, obwohl auch das durchaus angebracht sein kann.
Beispiele sind hier Führungskräftetrainings, Produktivitätstrainings, Teamentwicklung oder Kollegiale Beratung.
Veränderungen in der Arbeitswelt und technische Entwicklungen machen Präsenzveranstaltungen vor Ort nicht zwingend nötig, um gemeinsam mit anderen zu lernen. Der Austausch in Erfolgsteams, die sich regelmässig über Skype treffen oder der Austausch einer Kursgruppe in einem geschlossenen Forum sind Formen, die sich bewährt haben.
Ich selber bin davon überzeugt, dass in vielen Fällen eine Kombination von gemeinsamem Lernprozess in der Gruppe und von Lernen «im stillen Kämmerlein» ist. So kann die jeweilige Lernform innerhalb einer Massnahme passgenau ausgewählt werden. Das ermöglicht, die Vorteile der einen wie der anderen Lernform gezielt zu nutzen.
Weil bei Themen, wo es um Interaktion, Kommunikation und Kooperation geht, Lernen in der Gruppe deutliche Vorteile gegenüber dem Lernen im Alleingang bietet bzw. dieses optimal ergänzt.
Beste Grüsse
Olivier Inhelder